Nur 32 Minuten hat am Mittwoch ein Leonardo AW169 Lion des Bundesheeres für den Flug von Hörsching bei Linz nach Langenlebarn bei Tulln benötigt. Für die rund 147 Kilometer lange Flugstrecke ergibt das eine Durchschnittsgeschwindigkeit von satten 275 km/h – bei „nur” 283 km/h Höchstgeschwindigkeit.

Theoretisch könnte der AW169 mit seinem Kufenfahrgestell eine noch höhere Geschwindigkeit erreichen, doch ab 283 km/h reduziert der Flugsteuercomputer automatisch die Triebwerksleistung.

AW169 des Österreichischen Bundesheeres – ©Bundesheer

Der Grund dafür liegt in der Flugsicherheit: Mit steigender Vorwärtsgeschwindigkeit tritt das aerodynamische Phänomen des asymmetrischen Auftriebs auf. Dabei entstehen durch unterschiedliche Anstellwinkel zwischen dem vorlaufenden und dem rücklaufenden Rotorblatt ungleiche Auftriebskräfte, die ausgeglichen werden müssen.

Am in Flugrichtung vorlaufenden Rotorblatt staut sich die Luft, wodurch Verdichtungsstöße entstehen. Gleichzeitig muss das rücklaufende Blatt mit immer höheren Anstellwinkeln den verstärkten Auftrieb des vorlaufenden Blatts ausgleichen – bis es schließlich zum Strömungsabriss kommt.

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Dieser Effekt führt zu erhöhten Schwingungsbelastungen und einem steigenden Leistungsbedarf des Rotors, was sich negativ auf die Lebensdauer des Fluggeräts auswirkt. Moderne Flugsteuerungssysteme greifen hier ein und verhindern, dass das Luftfahrzeug gefährliche Grenzbereiche erreicht.

Bleibt die Frage: Warum hat die Crew den Hubschrauber „am Limit nach Hause geprügelt”?

Die Antwort: Hat sie gar nicht. In rund 1.000 Metern Flughöhe hatte der Hubschrauber etwa 50 km/h Rückenwind und konnte sich mit normalem Leistungssetting entspannt Richtung Heimatbasis tragen lassen.

©Militär Aktuell

Für den Flug von Langenlebarn nach Hörsching fünf Stunden zuvor benötigte der Hubschrauber bei etwa 30 km/h Gegenwind 44 Minuten und erreichte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 200 km/h – immer noch deutlich schneller als die alte Alouette III, die mit Jahresende 2023 außer Dienst gestellt wurde (-> Das Bundesheer feierte den Fly Out der Alouette III), und die ebenfalls schon in die Jahre gekommene OH-58 des Bundesheeres, die bis Ende 2027 folgen wird. Die maximale Reisefluggeschwindigkeit des AW169 liegt bei 268 km/h.

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Quelle©Bundesheer