Nächster Notfall beim Bundesheer: Nach dem Tod eines Unteroffiziers bei einem Panzerunfall am Truppenübungsplatz Allentsteig am Montag ist gestern kurz vor 20.00 Uhr ein Agusta Bell 212-Hubschrauber aus derzeit noch unbekannten Gründen in Oberösterreich im Raum Pramet/Feitzing notgelandet und anschließend ausgebrannt.
Die sechs Insassen, darunter zwei Piloten (44 und 28 Jahre, beide aus Linz-Land), ein Techniker (35 Jahre, aus Linz) und drei Flugretter (54, 50 und 41 Jahre, aus St. Veit an der Glan, Klagenfurt-Land und Klagenfurt) konnten das Luftfahrzeug rechtzeitig verlassen. Sie wurden ins Spital gebracht. Fünf konnten das Krankenhaus bereits nach kurzer Zeit wieder verlassen, ein Flugretter blieb zur Beobachtung im Spital, konnte aber heute das Spital ebenfalls wieder verlassen und befindet sich am Weg der Besserung.
Ein Hubschrauber AB-212 des #Bundesheer fing im Raum Pramet/Feitzing, OÖ während einer Landung Feuer. Alle 6 Insassen konnten den Hubschrauber verlassen. Details folgen. pic.twitter.com/0yynOmUfdL
— Michael Bauer (@Bundesheerbauer) October 19, 2023
Die 23 Hubschrauber des Typs AB 212 wurden 2012 auf den letzten technischen Stand gebracht, deren Lebensdauer wurde damit bis ins Jahr 2037 verlängert. Jeden Dienstag und Donnerstag finden Nachtflüge des Bundesheeres statt. Der AB 212-Hubschrauber hob kurz vor 19.00 Uhr in Linz/Hörsching ab und flog in Richtung Wels. Die Besatzung trainierte das Landen im freien Gelände und dürfte ohne Probleme gelandet sein.
Beim Abflug blieb der Hubschrauber vermutlich hängen und stürzte um. Unmittelbar danach fing er Feuer. Drei Heeresflugretter waren an Bord, um den Umgang mit der Seilwinde zu trainieren. Derzeit wird das Wrack des Hubschraubers von Militärpolizisten bewacht.

Laut Informationen des Bundesheeres befindet sich aktuell die Flugunfallkommission vor Ort und untersucht den Vorfall. Sie erstellt innerhalb der nächsten Wochen einen Zwischenbericht. Der Endbericht wird innerhalb von zwölf Monaten vorgelegt werden. Aufgabe der Flugunfallkommission ist, zukünftige Flugunfälle und -vorfälle zu vermeiden und nicht die Klärung der Verantwortlichkeiten im gegenständlichen Fall. Eine Flugunfallkommission gibt keine Bewertungen, sondern Empfehlungen ab.
Der Abtransport der verunglückten Maschine wird derzeit organisiert, es bedarf jedoch der Freigabe der Flugunfallkommission. Da die Absturzstelle in der Nähe eines Brunnen- und Wasserschutzgebietes liegt, könnte durch die Verunreinigung des Bodens ein Abgraben des betroffenen Bereichs von Nöten sein. Dies wird noch mit der zuständigen Behörde geklärt.
Der betroffene Hubschrauber hatte vor dem Nachtflug eine Betriebszeit von 6.277 Flugstunden. Die letzte Wartung auf dieser Maschine erfolgte im Zeitraum von 4. bis 10. Oktober. Das „Midlife-Update” (MLU) wurde auf dieser Maschine vom April 2015 bis April 2016 durchgeführt, sie hat nach dem MLU 830 Flugstunden absolviert. Das MLU der gesamten Agusta Bell Flotte wurde zwischen 2012 und 2016 durchgeführt.
„Midlife-Update” (MLU)
Das „Mildlife Update” für die AB 212 wurde bei allen Maschinen von 2013 bis 2016 in Italien durchgeführt. Schwerpunkt war die Adaptierung des Cockpits auf moderne Anzeigegeräte, um dem Stand der Technik zu entsprechen sowie die Sicherheit und die weitere Einsatzfähigkeit des Systems zu gewährleisten. Das Ziel ist, bei gleichzeitiger Herabsetzung der Arbeitsbelastung der Piloten das Situationsbewusstsein („Situational Awareness”) und damit die Flugsicherheit zu steigern. Durch das MLU wurde die Nutzungsdauer bei diesem Hubschrauber um 25 Jahre verlängert. Bei diesem Hubschrauber wäre damit eine Nutzungsdauer bis 2041 möglich gewesen.
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