Die Panzeraufklärer als mechanisierte und gepanzerte Aufklärungstruppe der Landstreitkräfte hatte im Zweiten Weltkrieg eine kriegsentscheidende Bedeutung im Hinblick des Aufklärens feindlicher Kräfte und der Erkundung unbekannten Geländes. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass die Geschichte der britischen Panzeraufklärer, die sich im Rückblick als gut organisierte, kampfstarke und hervorragend ausgerüstete Truppe darstellt, bisher noch wenig bekannt ist.
Nicht zuletzt durch die umfangreiche britische Produktion an Panzerspähwagen waren die Streitkräfte Großbritanniens und des Commonwealth gut mit Panzerspähfahrzeugen ausgerüstet, die eine beträchtliche Wirkung entfalteten. Hagen Seehase – der Autor – legt mit dem Buch „Britische Panzeraufklärer im Zweiten Weltkrieg”, das in Zusammenarbeit mit internationalen Fachleuten entstanden ist, erstmals einen Überblick vor, der Organisation, Ausstattung, Einsätze und Taktik der britischen Panzeraufklärer zum Inhalt hat.

Im Mittelpunkt steht dabei eine umfangreiche, genau recherchierte Typensammlung der gepanzerten Fahrzeuge mit außergewöhnlichen und seltenen Detail- und Innenaufnahmen, bei der sich auch Exoten wie Panzerspähwagen aus Australien, Indien und der britischen Kolonie Kenia, die mit den britischen Streitkräften kämpften, wiederfinden.
Zum Autor
Hagen Seehase (Jahrgang 1965) absolvierte nach seinem Wehrdienst bei der deutschen Bundeswehr ein Studium der Germanistik und Geschichte. Heute ist er Lehrer im staatlichen Schuldienst und kann auf bislang 24 Buchveröffentlichungen zu historischen und militärhistorischen Themen zurückblicken. Für den Erfolgsband „Die Highlander – Band 1” wurde er mit dem „Diploma of Honour” der „St. Andrews Association des Order of St. Andrew” ausgezeichnet.
Buchauszug
„Die Armoured Car Regiments (ACR, Anmerkung) der britischen Armee waren die Panzeraufklärer auf Korpsebene, manchmal wurden sie auch den Divisionen unterstellt. Ihre ganz große Stunde hatten die ACR in Nordafrika bei der 8th Army. Häufig waren sie an weiträumigen Operationen beteiligt, operierten weit vor der eigenen Front und legten beeindruckende Entfernungen zurück.
Ihr Hauptverdienst war aber, dass es den Aufklärungsverbänden des deutschen Afrikakorps kaum (und den Italienern noch viel weniger) gelang, an die britischen Panzer- und Infanterieeinheiten heranzukommen. Der dichte Aufklärerschleier vor den britischen Linien machte es der deutschen Aufklärung fast unmöglich, greifbare Aufklärungsergebnisse zu bekommen. In Nordafrika waren die großen Gefechtsentfernungen und die langen Marschwege, gepaart mit den klimatischen Bedingungen, von ausschlaggebender Bedeutung. Auf Tarnung wurde bei den britischen Panzeraufklärern in Nordafrika kein besonders großer Wert gelegt, abgesehen von der Tarnung gegen Fliegersicht. Natürlich suchten, wenn es ging, auch die Panzerwagen Deckung in Wadis etc., aber Beweglichkeit und eigene Aufklärung wurden als wichtigster Schutz angesehen.
Die Rolle eines Armoured Car Regiments in Nordafrika war es, für den Divisionskommandeur bzw. die Brigadekommandeure Aufklärungsergebnisse zu liefern. Ein Regiment (tatsächlich nur bataillonsstark) hatte normalerweise einen Frontabschnitt von rund 65 Kilometern zu überwachen, die Aufklärer operierten in Troops, die im Normalfall in einem Abstand von 10 Kilometern operierten, aber häufig versuchten, den Sichtkontakt zu halten. Das Regimentshauptquartier befand sich dabei rund fünf bis zehn Kilometer hinter den vorne operierenden Spähtrupps.
Normalerweise waren zwei Squadrons vorne eingesetzt, eine diente als Reserve. Wenn es notwendig war, einen über 100 Kilometer breiten Frontabschnitt zu überwachen, wurden alle drei Squadrons vorne eingesetzt. Die Kompanieführungsgruppen befanden sich rund anderthalb bis fünf Kilometer hinter den Aufklärungstroops, so sollte die Entfernung zum Regiments-HQ überbrückt werden, um bei schwachem Funkempfang als Relais zu dienen. Das Regiments-Hauptquartier stand in Funkkontakt mit dem Divisionsstab bzw. dem Brigadestab, häufig mit beiden.

Wenn die Armoured Car Regiments nicht die Frontlinie überwachten, operierten sie häufig aggressiv weit vor der eigenen Frontlinie (bis über 100 km) um Aufklärungsergebnisse einzubringen. In manchen Gefechtsstadien wurden den Armoured Car Regiments „aggressive or harassing roles” zugewiesen, d.h. sie operierten dann als Kampfverbände hinter den feindlichen Linien, um beispielsweise feindliche Versorgungseinrichtungen oder Flugfelder anzugreifen. Beim Rückzug deckten sie die eigenen Kräfte, verzögerten Angriffe des Gegners.
Häufig wurden sie zur Rettung abgeschossener Flieger etc. eingesetzt oder eskortierten Bergetrupps. Geradezu haarsträubend, aber nicht selten war das Vorgehen, sich selbst in Sichtweite des Feindes zu exponieren, um feindliches Feuer herauszufordern (damit die feindlichen Geschützstellungen geortet werden konnten). Die ACR eskortierten häufig Kolonnen von Kriegsgefangenen oder führten Polizeieinsätze durch. All das wurde in der nordafrikanischen Wüste vollbracht mit der Standardwasserration von einer Gallone pro Mann pro Tag! Das Wasser musste zum Trinken, Waschen. Kochen und vor allem für die Kühler der Fahrzeuge reichen. Zum Rasieren wurde deshalb meist Benzin benutzt.”
Details
- Autor: Hagen Seehase
- Herausgeber: Buchverlag König
- Sprache: Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe: 200 Seiten
- ISBN-13: 978-3943210194
- Preis: 24,80 Euro








