Für Militär Aktuell traf Patrick Huber den burgenländischen Militärkommandanten Brigadier Gernot Gasser zum Interview über den Assistenzeinsatz des Bundesheeres an der burgenländisch-ungarischen Grenze. Die Soldatinnen und Soldaten sind dort seit mehreren Jahren angesichts der anhaltenden illegalen Migration im Dauereinsatz. Zuletzt hat sich die Situation erfreulicherweise aber deutlich entspannt.
Herr Brigadier, wie viele Soldtatinnen und Soldaten befinden sich aktuell im Assistenzeinsatz an der burgenländischen Grenze?
An der Grenze zu Ungarn haben wir derzeit etwa 270 Soldaten stationiert. Darüber hinaus läuft der Assistenzeinsatz aber auch im kleineren Rahmen in der Steiermark, in Kärnten und Tirol mit jeweils circa 80 Truppenangehörigen. Ebenfalls unter Assistenzeinsatz läuft die Botschaftsbewachung in Wien mit etwa 120 Soldaten.
„Der Einsatz der Kräfte orientiert sich immer am Bedarf und dieser Bedarf leitet sich ab von der Intensität der Migration.“
Bleiben wir bei den 270 Bundesheer-Angehörigen an der Grenze im Burgenland. Sind das mehr oder weniger als beispielsweise 2024?
Unser Höchststand war bei 750 Soldaten, vor etwa zweieinhalb bis drei Jahren. Der Einsatz der Kräfte orientiert sich immer am Bedarf und dieser Bedarf leitet sich ab von der Intensität der Migration.
Das heißt, dass der Druck im Burgenland durch die illegale Massenmigration vergangenes Jahr deutlich nachgelassen hat?
Ja. In den vergangenen zwei, drei Jahren hatten wir erhebliche Migrationsströme über Österreich laufen, woraus ein erhöhter Personalbedarf resultierte.
Wie kommt es, dass der Migrationsdruck nachgelassen hat?
Seit Oktober 2023 unternahm Serbien große Anstrengungen, die bisherigen Schlepperrouten zu durchbrechen. Seit diesem Zeitpunkt haben wir einen sehr starken Rückgang.
Können Sie konkrete Zahlen nennen?
Wir hatten 2021 im Burgenland fast 21.000 Aufgriffe von illegalen Migranten, 2022 waren es mehr als 81.200. Im Jahr 2023 sank die Zahl dann auf etwa 30.200 und im vergangenen Jahr, also 2024, waren es nur noch knapp unter 5.200. Deshalb konnte auch die Zahl der eingesetzten Kräfte reduziert werden.
„Wir hatten 2021 im Burgenland fast 21.000 Aufgriffe von illegalen Migranten, 2022 waren es mehr als 81.200. Im Jahr 2023 sank die Zahl dann auf etwa 30.200 und 2024 waren es nur noch knapp unter 5.200.“
Ist ein Ende des Assistenzeinsatzes gegen die illegale Migration absehbar?
Das Ende des Einsatzes ist eine politische Entscheidung, ebenso ob es eine Aufstockung oder eine weitere Reduktion der Kräfte gibt, abhängig davon, wie sich der Migrationsdruck künftig entwickelt. Sollten die Migration wieder an Fahrt aufnehmen, was wir nicht hoffen, dann gehe ich davon aus, dass wir uns nach oben hin anpassen werden. Sollte sie dagegen weiter sinken, können wir das Personal im Grenzeinsatz weiter reduzieren. Denn man darf ja auch nicht vergessen, dass dieses Personal in anderen Bereichen fehlt – und das in einer Zeit, in der wir uns wieder verstärkt auf unsere Kernkompetenz, die militärische Landesverteidigung, konzentrieren müssen.
Personal war ein gutes Stichwort: Wie ist das Verhältnis der 270 Soldaten an der burgenländisch-ungarischen Grenze im Bezug auf Grundwehrdiener, Miliz und Kader?
Bis 2022 hatten wir noch Grundwehrdiener im Einsatz. Damals waren gut 40 Prozent des eingesetzten Personals Grundwehrdiener. Aktuell kommen etwa 25 Prozent der Soldaten aus dem Kader, die restlichen 75 Prozent aus der Miliz beziehungsweise aus dem Model „6+3”.
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