Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, hat in einem Interview mit der FAZ die drei zentralen Prioritäten für die künftige Ausrüstung der Landstreitkräfte der Bundeswehr benannt: Digitalisierung, Luftverteidigung und Offensivwaffen.
„Das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da”, sagte Mais in dem Interview – eine Aussage, die deutschlandweit für Aufsehen sorgte.
Zeitenwende – nicht nur politisch
In seinem 41. Dienstjahr habe er nicht geglaubt, noch einmal einen Krieg in Europa erleben zu müssen, so Mais. Doch mit dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg) sei alles anders geworden. Die Folge: Ein 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr, das allerdings mittlerweile vollständig verplant ist, und auch die Schuldenbremse wurde zugunsten der Verteidigungsausgaben gelockert.
„Das Sondervermögen hat vor allem bestehende Lücken geschlossen. Jetzt geht es um Modernisierung, Digitalisierung und die Lehren aus dem Ukraine-Krieg”, so Mais.
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Top 1: Digitalisierung
Vorrang vor allen anderen Beschaffungen habe die digitale Transformation der Landstreitkräfte, so Mais. Ziel müsse es sein, die Führungsfähigkeit in Gefechtssituationen entscheidend zu verbessern – durch moderne Funkgeräte, hochmobile Gefechtsstände und widerstandsfähige Kommunikationsnetze.
Der Fokus liegt auf Systemen, die auch unter elektronischer Störung einsatzfähig bleiben.
Top 2: Luftverteidigung
Vom Schutz vor Drohnen bis zur Abwehr ballistischer Raketen – der Bedarf ist groß. Bewährte Systeme wie das US-amerikanische Patriot-System oder das deutsche Iris-T SLM von Diehl Defence spielen laut Mais dabei eine zentrale Rolle.
- Patriot: Bekämpft bis zu fünf Ziele gleichzeitig auf bis zu 70 Kilometer Entfernung.
- Iris-T: Reichweite von 40 Kilometern, hohe Trefferquote – bewährt im Ukraine-Einsatz.
- Arrow II: Teil der oberen Abfangschicht, zerstört Raketen in über 100 Kilometern Höhe.
- Skyranger 30: Künftige mobile Einheit auf Boxer-Basis – als Nachfolger des Gepards gedacht.

Top 3: Offensivwaffen
Neben der Verteidigung sollen künftig auch Angriffsfähigkeiten deutlich gestärkt werden. Mais betont die Notwendigkeit, Wirkung „in der Tiefe” erzielen zu können – durch weitreichende Artillerie und bewaffnete Drohnen.
Im Fokus stehen unter anderem sogenannte Loitering Munitions – besser bekannt als Kamikazedrohnen (-> Die Bundeswehr will Kamikazedrohnen besorgen). Diese greifen autonom oder ferngesteuert tief im feindlichen Raum an und haben sich im Ukraine-Krieg als effektives Mittel erwiesen.
Ziel: Frühzeitig zuschlagen, überleben sichern
„Es geht darum, das Gefecht viel früher und jenseits der direkten Sichtlinien aufzunehmen – und so die Überlebensfähigkeit der Truppe zu erhöhen”, fasst Mais im Gespräch mit der FAZ zusammen.
Kurzfristig seien vor allem Munition und Drohnenabwehr die entscheidenden Faktoren für eine glaubwürdige Abschreckung – insbesondere an der Ostflanke der NATO.
Und doch macht Mais auch deutlich: Die Bundeswehr kann bestehende Fähigkeitslücken nur gemeinsam mit internationalen Partnern schließen.
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