Bei jeder Ausgabe der „Airpower” wird den zahlreichen Besuchern ein vielfältiges Programm mit einigen der besten Kunstflugstaffeln der Welt präsentiert. Wie wird das Programm zusammengestellt und welche Vorschriften gibt es bei den Displays? Wir haben Display Director Oberstleutnant Thomas Ploder gefragt.

Herr Oberstleutnant, wie wird grundsätzlich das Programm für die „Airpower” zusammengestellt? Kann man sich das so vorstellen, dass Einladungen an befreundete Luftwaffen versendet werden?
Nicht ganz. Der Air Chief der österreichischen Luftwaffe, Gerfried Promberger, verschickt eine offizielle Einladung an den Air Chief der einzuladenden Luftwaffe. In diese Einladung schreiben wir bereits hinein, mit welchem Luftfahrzeug wir diese Luftwaffe bitten, zu uns zu kommen. Dieser Wunsch wird zuvor von meinem Team und mir ausgearbeitet und dem General vorgeschlagen. Daraufhin bereitet der General mit seinem Team die schriftliche Einladung vor und es erfolgt hochoffiziell eine Einladung des Österreichischen Bundesheeres. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt bekommen wir Rückmeldungen der Luftwaffen, welche Luftfahrzeuge sie schicken – oder auch nicht schicken – können. Dann beginnt der Prozess der Registrierung, bei der die Teilnehmer die Anzahl der Personen und der Luftfahrzeuge übermitteln. Dabei wird auch das Display, das die jeweilige Luftwaffe fliegen will, in schriftlicher Form an uns übermittelt. Dieses wird von einem unserer Teams aus Piloten und Flugsicherheitsoffizieren beurteilt, etwaige Ungereimtheiten werden geklärt. Der nächste Schritt ist ein Rehearsal, bei dem geschaut wird, ob das Display tatsächlich so geflogen wird, wie es im angekündigten Programm steht.

„Sollte ein erneuter Verstoß erfolgen – beziehungsweise bei gröberen Verstößen – gibt es die gelbe Karte.“

„Airpower“ Display Director, Oberstleutnant Thomas Ploder

Wie viel von dem „Wünsch-dir-was” ist am Ende des Tages auf der „Airpower” zu sehen?
Ehrlich gesagt wünschen wir uns viel mehr, als wir kapazitätsmäßig bewältigen können. Wenn alle Kunstflugteams in Europa kommen würden, wären wir mit den Kunstflugstaffeln schon voll und hätten kein anderes Flugprogramm mehr. Aufgefüllt wird der Tag dann mit zivilen Teilnehmern und historischen Luftfahrzeugen.

©Militär Aktuell

Wie kann man sich das angekündigte Programm vorstellen? Wird das schriftlich übermittelt oder besteht das aus Skizzen?
Das angekündigte Programm ist graphisch dargestellt. Es gibt aber keine Vorgabe, wie das Programm auszusehen hat. Eine Variante ist auch eine 3D-Simulation in einer Powerpoint-Präsentation. Bei historischen Luftfahrzeugen, bei denen das Programm nicht so komplex ist, kann auch geschrieben stehen, wo welche Manöver durchgeführt werden. Trotzdem muss das mit unserer Display-Order, unserem „Gebetsbuch”, in der der Abstand zum Publikum und die Flughöhe bei den Manövern nach internationalen Vorschriften vorgegeben sind, zusammenpassen. Im Rehearsal, das für internationale Teilnehmer ein bis zwei Tage vor der Veranstaltung stattfindet, schauen wir uns das nochmal an. Die Vorschriften werden auch überwacht. Für die Kontrolle der Mindestflughöhe haben wir Radar von der Fliegerabwehr am Boden stehen und für den Abstand zum Publikum haben wir ein System einer finnischen Firma mit Videoüberwachung, den sogenannten Display-Lines. Sollte es hier zu Verstößen kommen, wird geschaut, wieso es zu diesem Verstoß kam und auch Rücksprache mit dem Piloten gehalten. Bis jetzt hat es da noch nie größere Probleme gegeben, auch die Diskussionen sind durch die Videoüberwachung, auf der eindeutig zu sehen ist, wenn ein Luftfahrzeug die vorgegebenen Linien überfliegt, hinfällig geworden.

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Auch eine geringe Abweichung ist also schon ein Verstoß?
Genau. Wir arbeiten dabei wie im Fußball mit gelben Karten. Bei einem leichten Verstoß wird das gleich von mir über Funk angekündigt, der Pilot muss darauf reagieren und wenn er das dementsprechend macht, dann wird noch kurz in der Nachbesprechung darüber gesprochen. Sollte ein erneuter Verstoß erfolgen – beziehungsweise bei gröberen Verstößen – gibt es die gelbe Karte. Für ganz extreme Verstöße gibt es ein eigenes Flight-Control-Komitee, das den Piloten sogar für den nächsten Tag ausschließen könnte. Das kommt im Normalfall allerdings nicht vor.

Gibt es Piloten, die nicht mehr eingeladen werden, weil sie die Vorschriften vielleicht nicht immer einhalten?
Die gibt es, aber die kennt man mittlerweile auch. Und da wir international ganz gut vernetzt sind, wissen wir schon, wer, gerade bei den zivilen Teilnehmern, einzuladen ist. Bei den Luftwaffen gibt es grundsätzlich kein Problem, das sind alles Profis, die von der jeweiligen Luftwaffen ausgesendet werden.

Sie sind ja selbst Pilot. Was ist aus ihrer Sicht der spannendste Programmpunkt, der dieses Jahr auf der „Airpower” zu sehen ist?
Interessant auf der einen Seite ist ganz sicher, dass wir die F-35 live zu sehen bekommen (-> F-35-Solo-Display auf der „Airpower 2024”). Ich habe das Flugzeug schon einmal in Griechenland auf einer Airshow gesehen, das ist ein ganz anderes Flugprofil als wir es bis jetzt gewohnt sind und gesehen haben. Auf der anderen Seite bin ich auch ein Fan von historischen Luftfahrzeugen, also beispielsweise die P-51 Mustang, dem Horseman Team oder der Messerschmitt Me 262. Das ist für mich persönlich auch schön, weil das ein ganz anderer Motorensound ist.

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Für ein Gastspiel der dieses Jahr außer Dienst gestellten Alouette-Hubschrauber gab es keine Chance mehr?
Nein. Das Fly-Out war ja bereits und man wollte hier nicht etwas zurückholen, das bereits verabschiedet ist. Mit dem AW169 Lion (-> Siebter Leonardo AW169 kommt im Oktober) haben wir, denke ich, aber einen mehr als guten Ersatz.

Gibt es abschließend noch eine Flugstaffel oder einen Flugzeugtypen, die Sie in den kommenden Jahren gerne erstmals auf der „Airpower” sehen würden?
Der Herr General hat es bei der Programm-Pressenkonferenz angesprochen: Natürlich wären die beiden möglichen Teams aus Amerika einmal ein Highlight. Das müsste aber zufällig zusammenpassen, dass sie auf Europa-Tournee gehen und genau zu dem Termin Zeit hätten.

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