Anfang April hat Airborne Technologies (ABT) bekanntgegeben, dass der – sich einst von der gegenüberliegenden Diamond Aircraft „abgespaltene” – Wiener Neustädter Luftfahrt-High-Tech-Betrieb nunmehr vollumfassend EASA-zertifiziert ist.

Nach bereits erfolgter Zertifizierung von ABT als Design- und Production Organisation bescheinigte die Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit (sozusagen die Flugsicherheitsbehörde der EU) dem von Gründer Wolfgang Grumeth geführten Unternehmen nun auch die weltweite Zulassung als Instandhaltungsbetrieb (Maintenance Organisation). Diese wichtige und anerkannte Zertifizierung berechtigt das Unternehmen, zur Wartung und Reparatur von Luftfahrtkomponenten, die bereits im Einsatz sind.

Im Detail bescheinigt die Behörde nun ABT die vereint notwendigen Kompetenzen eines modernen und leistungsstarken „Special Mission Integrators”, als auch die erforderliche Fertigungstechnologie für Kohlefaser-Verbundteile, Kabelbäume, Elektronische Baugruppen, Elektromechanische Komponenten und Metallarbeiten sowie -baugruppen. Abgerundet wird das Leistungsspektrum von ABT mit einer hauseigenen Flugerprobungsabteilung mit EASA-lizenzierten Testpiloten. Mehr Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von Subunternehmern und Zulieferbetrieben bedeutet auch für Kunden mehr Flexibilität und damit eine schnellere Umsetzung ihrer Projekte. Zu jenen Kunden gehören private Unternehmen ebenso wie Behörden, Polizei und Militär aus der ganzen Welt – mit Ausnahme der USA und China, wo es viele nationale Endaus- und Umrüster gibt.

@Georg Mader
Airborne Technologies aus Wiener Neustadt rüstet gewöhnliche Fluggeräte zu fliegenden Plattformen für Special Missions um.

Stetig komplexere Sensorsysteme
Der Bedarf für umfangreiche und weitreichende Modifikationen an Flächenflugzeugen und Helikoptern im sogenannten „Special Mission”- und Behörden-Bereich steigt kontinuierlich. Etliche Plattformen beider Kategorien und von diversen Nutzern sind bereits durch einen Sensor-Upgrade in den 2016 auf 7.000 Quadratmeter erweiterten Hallen in Wiener Neustadt gegangen. Zudem setzen auch die Flugzeughersteller immer mehr auf die Zusammenarbeit mit kleineren, sehr spezialisierten Unternehmen wie ABT, deren Kernkompetenz genau auf diese Nische abzielt. Jede dieser daraus abgeleiteten Umbauten und deren Missionsprofil ist einzigartig, abseits des Alltäglichen. Ob Beobachtung, Vermessung oder hoheitliche Missionen, das Einsatzspektrum ist breit und komplex.

Design Organisation
Die Zertifizierung als DO (EASA Part 21J) berechtigt ein Unternehmen zum Design von Modifikationen an Hubschraubern und Flächenflugzeugen und im Falle der Klassifizierung als sogenannte „Minor Change” auch zu deren Zulassung. Bei sogenannten „Major Changes” erhält das Unternehmen die EASA-Zertifizierung (das sogenannte STC) von der EASA in Köln. Diese Qualifikation stellt die zertifizierte Design Organisation auf eine Stufe mit den originalen Luftfahrzeugherstellern und räumt dabei zugleich mit dem verbreiteten Irrglauben auf, dass Modifikationen an Luftfahrzeugen ausschließlich vom Flugzeughersteller vorgenommen werden dürfen. Und dies obwohl die Abänderungen durch ABT oft mit erheblichen Eingriffen in die Flugzeugzelle verbunden sind.

Production Organisation
Weitreichende Modifikationen an Flugzeugen erfordert – speziell in diesem Upgrade-Bereich – auch die Produktion spezifischer Bauteile. Als zertifizierte PO (EASA Part 21G) hat man auch das Privileg diese selbst zu produzieren und ein Qualitätszeugnis („EASA Form 1”) dafür auszustellen. Das PO-Approval umfasst alle relevanten Bereiche, wie Metallstrukturbauteile, Elektrokomponenten, Elektromechanische Komponenten, Kabelbäume und Faserkunststoffbauteile sowie vorwiegend kohlefaserverstärktes Epoxidharz. Auch hier ist diese Qualifikation mit der des Herstellers vergleichbar, erfolgen die Komponentenlieferungen vom Hersteller an die Werften, ebenfalls auf Basis von „Form 1”-Qualitätszeugnissen.

Und nun: Maintenance Organisation
Im letzten Schritt berechtigt die Zertifizierung nach Part-145 ABT dazu, Komponenten, die sich bereits im Betrieb beim Kunden und im Luftfahrzeug befinden, zu warten, zu reparieren, zu modifizieren und instand zu halten. Über die Maintenance Organisation können auch Produktupgrades direkt und unmittelbar durchgeführt werden.

Qualitätsmanagement
Um all das nachhaltig zu sichern, ist es logisch, dass ein unabhängiges Qualitätsmanagementsystem etabliert werden muss und vorausgesetzt werden kann. ABT gibt dazu an, dass es aus Gründen der Effizienz in diesem Fall naheliegt, dass dieses QM-System für alle drei Bereiche (DO, PO und MO) gleichermaßen zuständig sein kann. Um diese Zertifizierungen zu erhalten, müssen sämtliche Abläufe auf Punkt und Beistrich die EASA-Regularien widerspiegeln. Entsprechende Verfahrensbeschreibungen müssen etabliert, sowie das relevante technische Personal geschult und trainiert werden. Den Nachweis, dass diese Verfahren im Kontext mit den Regularien stehen und diese vom antragstellenden Unternehmen auch gelebt werden, wird im Laufe des Zertifizierungsprozesses in mehreren Behördenaudits bestätigt.

@Georg Mader
Wolfgang Grumeth hat das Unternehmen im Jahr 2008 gegründet und führt es heute als CEO.

Militärs fordern auch zivile Zulassungen
Zivile Zulassungen im Militärbereich sind ein seit einiger Zeit zu beobachtender Trend. Obwohl Militärflugzeuge und Helikopter nicht den EASA-Regularien unterliegen und wohl meist auch nicht im EASA-Spektrum betrieben werden, sehen immer mehr Militärkunden eine zivile Zulassung als Grundvoraussetzung, stellt ein EASA STC doch ein willkommenes Qualitätssiegel dar – speziell für Flugzeugmuster, deren (zivile) Basiszulassung nach EASA-Zertifizierungsspezifikationen erfolgte und denen die EASA ein „Type Certificate” ausgestellt hat.

Wolfgang Grumeth: „Mit den umfassenden Zertifizierungen und dem in-house Leistungsspektrum beginnend bei der Produktion von Kohlefaserbauteilen über Elektro- und Elektromechanische Komponenten bis hin zum Flight Testing gibt es praktisch keinen speziellen Bedarf im Bereich der Modifizierung für Special Mission Flugzeuge, den die Ingenieure und Konstrukteure von Airborne Technologies nicht erfüllen können. Der Kunde bekommt kompetente, den aktuellen Marktentwicklungen angepasste Lösungen aus einer Hand, als ,One-Stop-Shop’.”

Lesetipp: Flug Revue-Artikel über Airborne aus dem Vorjahr.

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Quelle@Airborne Technologies, Georg Mader