Aero Vodochody kündigte vor wenigen Tagen auf dem Prager Future Forces Forum eine Namensänderung für seinen L-39NG an – der einstrahlige Jet-Trainer wird fortan als Skyfox bezeichnet.

Dementsprechend wurde der erste Prototyp (0475) ganz mit einer Fuchsnasen-Seitenflosse dekoriert. An der Veranstaltung nahm auch der tschechische Präsident Petr Pavel teil, ein pensionierter Armeegeneral und ehemaliger Generalstabschef der tschechischen Streitkräfte, der seit März 2023 auf der Prager Burg amtiert. Der Vorstandsvorsitzende von Aero Vodochody, Viktor Sotona präsentierte (auch) dem Staatsoberhaupt das neue Branding (an einem Modell) und gab einen Ausblick über die aktuell solide laufenden Geschäfte des mehr als 100-jährigen Traditionsunternehmens.

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Aktuelle Exportkunden und -kandidaten

Laut Sotona will man bei Aero die Auslieferung der ersten Skyfox-Maschinen an den Erstkunden Vietnam (-> Aero Vodochody übergab die ersten sechs Maschinen an Vietnam) und dann Ungarn (-> Ungarn beschafft zwölf L-39NG) und an den lokalen Betreiber (für die tschechische Luftwaffe) LOM-Praha noch intensivieren. Denn er glaubt, dass diese insgesamt 28 Festbestellungen nur der Anfang sind und ist zuversichtlich, das Auftragsbuch schon bald sowohl mit Betreibern älterer L-39 Albatros-Typen – insbesondere in Afrika – als auch mit NATO-Ländern füllen zu können.

Viktor Sotona ist Vorstandsvorsitzender von Aero Vodochody – ©Georg Mader
Viktor Sotona ist Vorstandsvorsitzender von Aero Vodochody.

Als weitere mögliche zukünftige Kunden in Europa nennt Sotona – immer noch – Österreich, obwohl das Bundesheer aktuell ein Angebot Italiens zum Kauf von M-346FA prüft, aber auch Bulgarien sowie baltische und adriatische Länder. Für die weitere Zukunft bekundet er seinen Ehrgeiz, dass Aero Vodochody eine Überschallversion eines fortgeschrittenen Kampftrainers produziert, er einräumte aber ein, dass die Ressourcen derzeit und wohl auch in mittelbarer Zukunft auf den Skyfox fokussiert sind.

Seitdem Sotona im Jahr 2021 den Vorstandsvorsitz bei Aero übernommen hat, ist die Belegschaft um fast die Hälfte auf 1.750 Mitarbeiter gewachsen und die Firma geht davon aus, dass in diesem und im nächsten Jahr jährlich zwölf Exemplare des von Williams International FJ44-4M angetriebenen Unterschalljets produziert werden. Laut Sotona wurde diese Fertigungsrate von mindestens einem Flugzeug pro Monat bereits angestrebt, als das Programm 2014 gestartet wurde. „Diese Rate ist erreicht, damit muss ich mir keine Sorgen um die Zukunft des Unternehmens machen”, so der Firmenchef. Und er betonte, dass „es sehr wichtig war, den Staatspräsidenten bei der Veranstaltung zu haben. Er ist Zeit seiner Militärlaufbahn mit den Produkten von Aero Vodochody vertraut, darunter dem leichten Kampfflugzeug L-159/-T das immer noch bei der tschechischen Luftwaffe, im Irak und bei der US-Feinddarsteller-Firma Draken (-> Kooperation zwischen Aero Vodochody und Draken) im Einsatz ist und für die das Unternehmen immer noch alle Produktionsvorrichtungen hat.”

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Sotona weiter: „Der Auftritt von Präsident Pavel deutet darauf hin, dass es der Führung in Prag ernst damit ist, den Skyfox zu einem Exportschlager zu machen.” Sotona sagt, er würde „die volle Unterstützung der tschechischen Regierung bei der Sicherung von Exportgeschäften für das Flugzeug” begrüßen und erwähnte die Rolle, die der französische Präsident Emmanuel Macron beispielsweise bei der Förderung der Dassault Rafale spielt.

Ein Thema für Sotona sind auch die alten L-39 Albatros, Vorgänger des Skyfox aus den 1960er-Jahren, die während des Kalten Krieges zu Tausenden an mit der Sowjetunion verbündete Nationen und Dritte-Welt Staaten verkauft wurden. Davon fliegen – viele inzwischen auch in privaten Händen besonders in den USA – noch rund 500 Stück, davon wieder 200 Stück in afrikanischen Militärs. Die Firma hat an vielen von ihnen – vor Ort und in Tschechien – Wartungen, Überholungen oder Upgrades durchgeführt. Von jenen Betreibern sind jedoch zumindest der Senegal und Ghana zuletzt wegen Budgetproblemen vom Nachfolger Skyfox wieder abgerückt.

Dafür übergab am 16. August dieses Jahres Aero Vodochody den ersten Skyfox an die – sonst gänzlich russisch gerüstete – vietnamesische Luftwaffe und hat seitdem acht weitere nach Hanoi verschifft. Drei weitere Flugzeuge werden dieses Jahr diesen Erstauftrag vervollständigen. Man hört von einem möglichen Folgeauftrag über weitere zwölf Maschinen. Zwei Flugzeuge für die tschechische Luftwaffe, die von der staatlichen Ausbildungsagentur LOM Praha betrieben werden, wurden ebenfalls bereits ausgeliefert, ein zweites Paar soll bis Ende des Jahres kommen und LOM-Praha hält eine Option auf vier weitere Maschinen.

L39-NG im neuen Skyfox-Design – ©Aero Vodochody
Mit dem Rückenwind der jüngsten Aufträge will Aero Vodochody mit dem Skyfox bald auch schon weitere Vertragsabschlüsse unter Dach und Fach bringen.

Das erste ungarische Exemplar – einer von acht bestellten Basistrainern – wird bis Ende nächsten Jahres ausgeliefert, ungarische Piloten trainieren bereits an dem Flugzeug. Budapest hat vier weitere L-39NG in einer Aufklärerkonfiguration geordert – der Hersteller entwickelt diese Version gerade.

Die Slowakei ist ein weiterer potenzieller Käufer, Aero Vodochody bietet Bratislava daher seit dem Jahr 2020 eine langfristige industrielle Teilnahme sowie ein Ausbildungspaket im Land an, im Gegenzug für die Abnahme von acht Flugzeugen. Obwohl seitdem – nach dem Regierungswechsel zur Fico-Regierung – wenig Fortschritte erzielt wurden, meint Sotona, dass „ein Abkommen mit der Slowakei logisch wäre und ein schönes Dreieck mit der tschechischen und ungarischen Flotte schaffen” würde. Die Slowakei hat sich ja für F-16 Block 70 als primäres Kampfflugzeug entschieden – wovon die ersten Maschinen bereits in Kuchyna sind (-> Lockheed Martin: Erste F-16 an die Slowakei ausgeliefert) – und muss ihre Piloten zur Ausbildung in die USA schicken, da das Land über keine eigene Flotte von Jet-Trainern verfügt (nur mehr zwei alte L-39 sind flugfähig).

©Militär Aktuell

„Gripenisierung“ der L-39NG

Interessant auch die Erwähnung einer im Gange befindlichen Machbarkeitsstudie, wie die Skyfox für Ungarn sozusagen „gripenisiert” werden kann. Das bedeutet, sie sollen – vermutlich besonders in der Mensch-Maschine-Schnittstelle und in Avionik-Komponenten – den bald 18 ungarischen Saab Gripen C/D (-> Saab Gripen für Ungarns „NATO-Ja” zu Schweden) „angepasst” werden, die in Kecskemet betrieben werden. Aero Vodochody unterzeichnete dazu diesen April ein Memorandum of Understanding (MoU) mit dem schwedischen Hersteller (-> Aero Vodochody und Saab arbeiten in Ungarn zusammen). Die beiden haben bereits eine länger andauernde Partnerschaft (und positive Erfahrung) miteinander. 2008 begann man eine Kooperation um das LCA L-159-Trainingssystem und 2009 begann die Flugzeugstruktur-Abteilung (Aerostructures) von Aero Vodochody Außenlasten-Pylone für JAS-39 Gripen zuzuliefern, seit 2011 kommen drei Typen solcher Aufhängungen aus Odolena Vody.

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„Fremdfertigungen“ für Embraer, Leonardo & Co

Jene erwähnten Flugzeugstrukturen für Fremdflugzeuge sind – neben Wartung, Reparatur und Überholung – ein wichtiger Teil des Geschäfts von Aero Vodochody. Das Unternehmen ist inzwischen ein wichtiger Zulieferer für Programme von Airbus, Leonardo und Embraer. Anfang Oktober unterzeichnete das Unternehmen eine Absichtserklärung mit den Brasilianern, um die Zusammenarbeit bei der C-390 auszubauen. An dem Flugzeug ist das tschechische Unternehmen seit mehr als einem Jahrzehnt beteiligt, indem es die gesamte Frachtrampe und alle Türen im Rahmen im Rahmen eines sogenannten „Build-to-Print”-Arrangements produziert. Und es hält auch die Designverantwortung für die Flügelvorderkanten.

Laderampe der C-390M – ©Georg MaderDie Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung fällt mit der vor wenigen Tagen erfolgten Unterzeichnung Prags für zwei C-390M zusammen (-> Deal fixiert: Tschechien kauft C-390M von Embraer). Damit verbunden war auch der Wunsch Prags, dass der heimische Arbeitsanteil erweitert wird. Der Hauptbestandteil des neuen Deals, den Sotona als „riesig für uns, aber auch eine große Herausforderung” bezeichnet, besteht darin, dass er „Beziehungen und Stabilität für die Zukunft sichert”, so Sotona. Und das vor dem Hintergrund, dass die Produktion in Brasilien aufgrund der jüngsten Aufträge aus Österreich und den Niederlanden (es werden im Rahmen einer kooperativen Beschaffung insgesamt neun Maschinen angekauft, vier davon für Österreich) und Südkorea (drei Maschinen) erhöht wird. Folglich wird Aero Vodochody dieses Jahr vier Sets produzieren, 2025 sollen es sieben und bis zum Ende des Jahrzehnts möglicherweise zehn sein.

Abseits davon, werden auch das mittlere Flügelgehäuse für die Leonardo C-27J Spartan und das Fahrwerk für das 19-sitzige Nahverkehrsflugzeug Aero L-410 NG produziert und zugeliefert.

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Quelle©Georg Mader, Aero Vodochody