Sebastian Schaubeck ist seit 1. Jänner 2021 Geschäftsführer der in Bayern angesiedelten ACS Armoured Car Systems GmbH. Der deutsche Fahrzeugaufbauer und Systemintegrator hat mit Rheinmetall, Mercedes-Benz und Ghosthood nun den Verkauf von bis zu 3.058 leichten Einsatzfahrzeugen vom Typ Caracal an die deutschen und niederländischen Streitkräfte auch offiziell abgeschlossen.

Wir haben den Manager in unserem 5-Fragen-an-Interview gefragt: Was bedeutet der Auftrag für ACS? Welches weitere Potenzial steckt in der Fahrzeugplattform und wie hoch ist der österreichische Wertschöpfungsanteil?

Herr Schaubeck, vor rund einem Jahr wurde die Luftlandeplattform Caracal öffentlich vorgestellt, nun gelang mit den Niederlanden und Deutschland Vertragsabschlüsse für rund 1.500 Fahrzeuge für die 11. Luchtmobilen Brigade und die Division Schnelle Kräfte. Was zeichnet aus Ihrer Sicht das Fahrzeug aus? Warum wurde es ausgewählt?
Die genauen Ergebnisse des öffentlichen Auftraggebers aus dem Wettbewerb kennen wir selbstverständlich nicht. Zur Bewertung der zuschlagsfähigen Angebote wurde nach unserem Stand der Preis sowie verschiedene Leistungsparameter der Fahrzeuge herangezogen. Der Caracal ist nach unserem Wissen preiswerter, technisch insgesamt leistungsfähiger und schneller verfügbar. Dies hat meiner Meinung nach den Ausschlag für den Caracal gegeben.

@ACS
Die Niederlande planen die Beschaffung von insgesamt 504 Caracal für ihre 11. Luchtmobilen Brigade, die seit 2014 in der Dvision Schnellen Kräfte (DSK) integriert ist. Deutschland seinerseits will für die DSK bis zu 1.000 Fahrzeuge beschaffen.

Handelt es sich bei den von Deutschland und den Niederlanden bestellten Fahrzeugen um ein und dasselbe Modell oder um unterschiedliche Varianten?
Der Großteil der Fahrzeuge basiert auf einer Basisvariante, die für beide Nationen gleich ist. Je nach Verwendung werden unterschiedliche Ladungen auf den Fahrzeugen integriert, um unterschiedliche Fähigkeiten abzubilden. Alle Fahrzeuge dieser Basisvariante haben die gleiche automotive Plattform, also das gleich Chassis. Dies bringt viele Vorteile für die Servicierung der Fahrzeuge. Die Modularität ist den Nutzern sehr wichtig und wird durch den patentierten ACS Aufbau sichergestellt. Neben dieser Basisvariante gibt es noch weitere Varianten in geringeren Stückzahlen, die aber auch auf der gleichen automotiven Plattform basieren.

Das Fahrzeug baut insgesamt auf der G-Klasse von Mercedes-Benz auf, die bei Magna Steyr in Graz vom Band läuft. Das heißt, ein großer Teil der Wertschöpfung wird auch in Österreich realisiert, oder?
Ein großer Wettbewerbsvorteil unseres Teams ist meiner Meinung nach die Serienfertigung bei Mercedes-Benz in Graz. Dort gibt es einen voll industrialisierten Fertigungsprozess, der Fahrzeuge in OEM Qualität und hoher Stückzahl herstellt. Das ist in Europa bei Pkw einzigartig.

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Welchen Part an der Fahrzeugentwicklung und bei der Fertigung des Fahrzeugs übernahm und übernimmt ACS?
Die ACS wird sich auf das Engineering sowie die Fertigung der modularen Aufbauten konzentrieren. Da der Aufbau marktverfügbar sowie bereits an andere Nationen verkauft und geliefert worden ist, müssen wir am Grundaufbau nichts weiterentwickeln. Der Aufbau ist auch bereits erprobt. Es geht mehr um Anpassungen für die Nutzer. Für die Fertigung der Aufbauten haben wir schon begonnen unsere Kapazitäten zu erhöhen. So stehen uns über unsere Muttergesellschaft 3.000 Quadratmeter zusätzliche Hallenflächen sofort zur Verfügung.

Welches mittel- bis langfristige Potenzial sehen Sie in der Plattform?
Wir sehen großes Potential in dieser Plattform. Neben Deutschland und den Niederlanden gibt es viele weitere Nationen in Europa und der NATO, die ähnliche Bedarfe haben. Gerade für die Landes- und Bündnisverteidigung sind solche taktischen Fahrzeuge meiner Meinung nach gefragt. Wir haben auch noch viele weitere Ideen für diese Plattform.

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Quelle@ACS