Der schwere Transporthubschrauber CH-53K King Stallion hat eine umfassende Testreihe auf einem US Hubschrauberträger erfolgreich abgeschlossen. Gemeinsam mit deutschen Industriepartnern wie Rheinmetall nimmt der zu Lockheed Martin gehörende Hersteller Sikorsky mit dem Modell auch am deutschen STH-Wettbewerb teil.
Die Erprobung, die über rund 14 Tage im Atlantischen Ozean stattfand, umfasste das Starten und Landen von verschiedenen Deckspositionen bei Tag und Nacht unter schweren Wetterbedingungen, Tests der automatischen Rotorfaltanlage sowie diverse Kompatibilitätstests an Bord. Damit hat der Transporthubschrauber des zu Lockheed Martin gehörenden Unternehmens Sikorsky einen der letzten Meilensteine auf dem Weg zur anstehenden Einsatzverlegung durch das US Marine Corps erreicht. Der US-Hubschrauber-Hersteller nimmt mit der CH-53K auch an der laufenden Ausschreibung „Schwerer Transporthubschrauber” (STH) der Bundeswehr teil.
Das Luftfahrzeug absolvierte ab Anfang Juni insgesamt mehr als 360 Starts und Landungen auf dem Hubschrauberträger (Landing Helicopter Dock – LHD) USS Wasp unter teils sehr anspruchsvollen Bedingungen, um dessen Befähigung auf See realistisch zu erproben. So wurde der Hubschrauber bei unterschiedlichsten Windverhältnissen geflogen. Zudem wurde er an Deck und in den Wartungs-Hangar geschleppt sowie mit verschiedenen Verankerungsverfahren in unterschiedlichen Seegängen gesichert. Die an Bord befindliche Wartungscrew der CH-53K überprüfte in diesem Zeitraum die Durchführbarkeit verschiedener Routine-Wartungstätigkeiten zur Sicherstellung des Flugbetriebs.
„Ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf der Tests”, sagte Oberst Jack Perrin, Programmmanager für schwere H-53-Hubschrauber beim U.S. Naval Air Systems Command (NAVAIR). „Wir hatten Gelegenheit, Start und Landung der CH-53K bei Tag, Nacht u.a. mit Nachtsichtgeräten, zu evaluieren. Wir sind mittlerweile an einem Punkt, bei dem wir alle Elemente erfolgreich abgearbeitet haben, um unsere Besatzungen und das Luftfahrzeug sicher in den Einsatz verlegen zu können. Alle Besatzungen waren beeindruckt, wie viel einfacher und sicherer es ist, mit der Unterstützung des Fly-by-Wire-Flugsteuerungssystems, das Flugdeck anzufliegen und den Hubschrauber zu landen.”
Major Joshua Foxton, Testpilot beim „Air Test and Evaluation Squadron TWO ONE” (HX-21), war verantwortlich für die Planung und Durchführung dieser Maßnahme und unterstreicht als CH-53E Pilot den Unterschied zwischen den verschiedenen Luftfahrzeuggenerationen: „Eine Landung auf einem Schiff bei Nacht und geringer Ausleuchtung ist so ziemlich das schwierigste, was wir im Marine Corps in diesem Einsatzbereich durchführen. Es gibt so gut wie keine Horizontreferenz und nur unzureichende visuelle Indikatoren um die Annäherungsgeschwindigkeit an das Schiff richtig einschätzen zu können. In der CH-53E mussten wir dafür über Monate trainieren, um sichere und einsatzbereite Besatzungen hervorbringen zu können. Im Gegensatz dazu erlaubt die Flugsteuerung und Stabilisierung der CH-53K nahezu einen komplett automatischen („hands-off”) Anflug und Landung. Bisher habe ich mich in diesem Szenario noch nie so sicher gefühlt und die Möglichkeit mich nebenbei noch anderen wichtigen Aufgaben in der Missionsdurchführung widmen zu können, war absolut beeindruckend.”
Bill Falk, Direktor des CH-53K Programms bei Sikorsky, zeigte sich ebenfalls sehr zufrieden: „Die CH-53K hat sich während ihrer ersten Erprobung auf See und in der Durchführung von mehr als 360 Starts und Landung eindeutig bewährt. Das Luftfahrzeug ist seiner Einsatzverlegung damit wieder einen Schritt nähergekommen.”
Das U.S. Marine Corps plant, 2021 mit der Einsatzprüfung und -vorbereitung der CH-53K zu beginnen und den Hubschrauber 2023/24 erstmalig in den Einsatz zu verlegen. Nach der erfolgreichen Durchführung von Luftbetankungstests sowie der Erprobung unter erschwerten Sichtbedingungen (DVE) haben die jüngsten Tests auf See erneut belegt, dass das Testprogramm des Hubschraubers wie geplant voranschreitet. In den kommenden Wochen werden darüber hinaus weitere Flüge mit Fahrzeugen und schwerem Gerät als Innen- sowie Außenlast in großen Höhen und bei hohen Temperaturen („hot&high”) durchgeführt.
Im deutschen STH-Wettbewerb läuft derzeit die Verhandlungsphase zwischen den Bietern und dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw). Eine Entscheidung über die Vergabe soll noch im ersten Quartal des kommenden Jahres fallen. Christian Albrecht, International Business Development Manager bei Sikorsky, sieht den erfolgreichen Abschluss der jüngsten Testreihe auch als positives Zeichen für den deutschen Wettbewerb: „Die Erprobung auf See, welche eine Schnittmenge zur möglichen Nutzung eines STH in der Bundeswehr sowie im Einsatz mit Bündnispartnern darstellt, zeigt die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der CH-53K. Im Rahmen der Tests wird deutlich, dass es sich bei der CH-53K um den modernsten, intelligentesten und leistungsfähigsten Transporthubschrauber am Markt handelt. Der baldige Abschluss der Erprobungsphase sichert die Lieferung eines einsatzbereiten, voll leistungsfähigen schweren Transporthubschraubers an die Bundeswehr.”
Während der jüngsten Tests auf See wurde auch die automatische Rotorfaltanlage des Hubschraubers erfolgreich genutzt. In weniger als 2 Minuten können per Knopfdruck die Hauptrotorblätter sowie der Heckrotor geklappt werden, um den Platzbedarf des Hubschraubers signifikant zu reduzieren. Eine Funktionalität, die bereits in der aktuellen Flotte der CH-53G in der Bundeswehr seit Jahrzehnten zur Anwendung kommt und als Alleinstellungsmerkmal der CH-53K den nahtlosen Übergang in der bestehenden Infrastruktur an den zukünftigen STH Standorten in Holzdorf und Laupheim garantieren würde. So könnten langwierige Infrastrukturmaßnahmen und Folgekosten vermieden und die Interoperabilität im Einsatz der CH-53K von anderen Hubschrauberstandorten der Bundeswehr sichergestellt werden.
Bereits frühzeitig hat Sikorsky für das STH-Projekt gemeinsam mit dem deutschen Technologieunternehmen Rheinmetall ein Kernteam aus namhaften deutschen Industrieunternehmen gebildet. Dazu zählen MTU Aero Engines, Autoflug GmbH und Hydro Systems KG. Etwa zehn Prozent der Produktion und 70 Prozent der Wartungsarbeiten werden daher in Deutschland erfolgen. Die deutsche Industrie profitiert aktuellen Schätzungen zufolge von einem Auftragsvolumen in Höhe von ca. einer Milliarde Euro. Darüber hinaus sollen bis zu 500 hochqualifizierte zusätzliche Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen werden. Ost-Deutschland könnte besonders vom STH-Programm profitieren, da Sikorsky und Rheinmetall die Errichtung eines Logistikzentrums sowie eines Flight Management Operation Centers in der Nähe von Leipzig planen.
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