Über die Köpfe einer durch taktische Drohnen nahezu zur Erstarrung gebrachten Front läuft zwischen Russland und der Ukraine eine Fernwaffenschlacht in historischen Dimensionen (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg). Der Wunsch Moskaus nach einer dreitägigen Waffenruhe rund um den 9. Mai, um die traditionelle Siegesparade ungestört abhalten zu können, wurde von Kiew abschlägig beschieden. Das Resultat: wüste Drohungen und Beschimpfungen aus Russland und Angst vor möglichen ukrainischen Drohnenangriffen auf Moskau.
Kiew würde nur einer mindestens 30-tägigen Waffenruhe zustimmen, die als Grundvoraussetzung für echte Friedensverhandlungen gilt – und als Beweis für einen realen Friedenswillen Moskaus, so heißt es aus der Ukraine. Wladimir Putin hält jedoch weiterhin an den „Zielen der speziellen Militäroperation” fest – das ist die vollständige Einnahme jener ukrainischen Oblaste, die Russland einseitig und ohne internationale Anerkennung zu russischem Staatsgebiet erklärt hat.
Drastische Maßnahmen zum Schutz der Parade
Am Montag wurde bekannt, dass Moskau bis mindestens zur Parade am 9. Mai ohne Internet bleiben wird. Auch die Mobilfunkkommunikation wird abgeschaltet oder gestört. Bereits während der Proben für die Parade fielen alle Mobilfunknetze aus.
Medienberichten zufolge soll Russland zudem hunderte Flugabwehrsysteme in und um Moskau zusammengezogen haben – insgesamt soll es sich um 280 Systeme handeln.

Das gesamte Luftverteidigungssystem Moskaus ist in mehrere Staffeln unterteilt:
- Erste Staffel: Detektion – mit der Radarstation Don-2N sowie mobilen Radaren Nebo-M, Gamma-S1 und Kastarund um Moskau.
- Zweite Staffel: Abfangen strategischer Bedrohungen.
- Dritte Staffel: Luftverteidigung mit großer Reichweite – etwa durch die S-400, die Ziele bis 400 Kilometer Entfernung bekämpfen kann.
- Vierte Staffel: Nahbereichsverteidigung – durch Pantsir-S1 und Tor-M2, die auch auf Dächern in Moskau oder mobilen Plattformen installiert sind.
Parade zum 80. Jahrestag
Seit Wochen laufen intensive Vorbereitungen auf die Parade. Auffällig: Im Vergleich zu den letzten drei Kriegsparaden werden wieder erhebliche Mengen modernen Geräts präsentiert.
Putin hat zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs zahlreiche Staatsgäste eingeladen. Auch militärische Abordnungen anderer Länder sollen teilnehmen.
- Weißrussland ist mit mindestens einer militärischen Einheit vertreten.
- Auch Aserbaidschan, Kasachstan, Tadschikistan, Vietnam und möglicherweise Myanmar entsenden Soldaten.
Die Zahl der hochrangigen politischen Vertreter schwankt – und ist Ziel ukrainischer Gegenpropaganda.
Derzeit erwartet werden:
- Slowakischer Premier Robert Fico,
- Serbiens Präsident Aleksandar Vučić,
- Chinas Präsident Xi Jinping,
- Vietnams Generalsekretär Tô Lâm,
- Indonesiens Verteidigungsminister Shafri Shamsuddin,
- Venezuelas Präsident Nicolás Maduro,
- Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva,
- Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel,
- Burkina Fasos Staatschef Ibrahim Traoré,
- Südafrikas Verteidigungsministerin Angelina Mochekga,
- Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev,
- Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew,
- Kirgisistans Präsident Sadyr Japarov,
- Usbekistans Präsident Shavkat Mirziyoyev,
- Tadschikistans Präsident Emomali Rahmon,
- Armeniens Premier Nikol Paschinjan,
- Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko,
- Abchasiens Präsident Badr Gunba,
- Südossetiens Präsident Alan Gagloev,
- Republika Srpska: Präsident Milorad Dodik und
- Palästinas Präsident Mahmud Abbas.
In Moskau wird zudem über eine mögliche Teilnahme von US-Präsident Donald Trump spekuliert.
-> Apple Podcasts
-> Spotify
-> Podigee
-> Deezer
-> Youtube-Version
Ukrainische Stellen berichten, dass angesichts fehlender Sicherheitsgarantien bereits erste Absagen eintreffen: Fico und Vučić seien plötzlich „erkrankt”, der ursprünglich angekündigte indische Premierminister Narendra Modi werde nicht teilnehmen. Stattdessen war Verteidigungsminister Rajnath Singh geplant – laut India Today wird aber auch dieser nicht nach Moskau reisen.
„Teppichmodus“: Moskau sperrt Luftraum
Alle Delegationen müssen mit Einschränkungen bei der Anreise rechnen. Die russischen Flughäfen mussten in den vergangenen Tagen mehrfach den sogenannten „Teppich”-Plan aktivieren.

„Teppich” ist das russische Codewort für die komplette Aussetzung des zivilen Flugverkehrs, um ukrainische Langstreckendrohnen durch eigene Abwehrsysteme bekämpfen zu können.
Die Reichweite ukrainischer Drohnen überschreitet mittlerweile die Region Moskau deutlich. Deshalb werden Internet- und Mobilfunknetze deaktiviert, um zu verhindern, dass diese Systeme zur Drohnensteuerung und Aufklärung genutzt werden – von beiden Seiten.
Die Drohnen übertragen Livebilder, um zum Beispiel die Position feindlicher Luftabwehr aufzuklären, oder empfangen neue Befehle, um genau diese Systeme zu umfliegen.
Sowohl Russland als auch die Ukraine sehen sich täglich mit hunderten langsamen, aber komplex gesteuerten Drohnen konfrontiert, die abgefangen werden müssen.
Die letzten Angriffswellen galten Mitte bis Ende letzter Woche der Krim und angrenzenden Regionen. Erst gestern Nacht meldeten russische Quellen eine neue Großwelle ukrainischer Drohnenangriffe.
Hier geht es zu unserem Drohnen-Themenbereich mit allen aktuellen News zum Thema.