In dieser Serie werfen wir alle zwei Wochen einen Blick auf 5 aktuelle Konflikte, Krisen und Ereignisse weltweit. Dieses Mal im Fokus: Nordkoreanische Truppen in der Ukraine, der Tod des Hamas-Führers Yahya Sinwar und Haiti stellt Antrag auf Blauhelmtruppe.

Ereignis #1: Nordkorea kämpft in der Ukraine

Am 28. Oktober bestätigte die NATO die Präsenz nordkoreanischer Truppen (siehe oben Symbolbild) in der russischen Region Kursk. Laut dem US-Pentagon soll Nordkorea 10.000 Soldaten nach Russland entsandt haben.

Wie die New York Times berichtet, vertieften Moskau und und Pjöngjang ihre Beziehungen bereits im Juni mit der Unterzeichnung eines Dokuments, in dem sie sich zur Zusammenarbeit verpflichteten. Diese umfassende strategische Partnerschaft habe den Weg für die Entsendung nordkoreanischer Soldaten in die Ukraine geebnet.

„Die nordkoreanischen Soldaten sind für Russland eine willkommene zahlenmäßige Verstärkung direkt an der Front”, erläutert Brigadier Philipp Eder in unserem „5-Fragen-an”-Interview zum Thema.

Brigadier Eder: Nordkoreanische Soldaten in der Ukraine

Ereignis #2: Moskau sabotiert Wahlen in Moldau

Mit einer knappen Mehrheit (50,38 Prozent) stimmte Moldaus Bevölkerung am 20. Oktober für einen EU-Kurs. Damit wird das Ziel eines EU-Beitritts in der Verfassung der Ex-Sowjetrepublik festgeschrieben.

Die pro-europäische Staatschefin Maia Sandu führt die nur hauchdünne Mehrheit auf Wahlmanipulationen Russlands zurück. Es gebe Beweise, wonach im Auftrag des Kreml 300.000 Stimmen gekauft worden seien, sagte Sandu.

Das Institute for the Study of War (ISW) bestätigt in einer Analyse, dass Moskau versucht, den EU-Beitritt der Republik Moldau zu sabotieren. Es ist davon auszugehen, dass Moskau diese Art der hybriden Kriegsführung fortsetzen wird.

Es wäre aber zu einfach, das schlechte Wahlergebnis allein auf Moskaus Interventionen zu schieben, analysiert die FAZ. Kritiker werfen Sandu vor, die Interessen des Westens zu vertreten, im Kampf gegen Korruption und bei einer geplanten Justizreform aber bestenfalls Teilerfolge vorweisen zu können. Wirtschaftlich gehe es vielen Moldauern sogar schlechter als vor einigen Jahren.

©Militär Aktuell

Ereignis #3: Tunesien: Problematischer EU-Partner

Am 21. Oktober trat Kais Saied seine zweite Amtszeit als Präsident Tunesiens an. Kritiker werfen dem 66-Jährigen einen zunehmend autoritären Führungsstil vor. Laut New York Times habe er unter anderem politische Gegner inhaftieren lassen, um ihre Teilnahme an der Wahl zu verhindern.

Als Kais Saied 2019 zum Präsidenten gewählt wurde, galt der ehemalige Juraprofessor vielen als große Hoffnung. Aber anstatt mehr Demokratie zu bringen, nahm seine Herrschaft zusehends autoritäre Züge an: Er setzte das Parlament aus, ließ die Verfassung umschreiben und konzentrierte immer mehr Macht in seinen Händen.

Unter der Regierung Saieds schloss die EU mit Tunesien allerdings trotzdem einen Migrationspakt ab. Neben bilateralen Kooperationen erhielt Tunesien eine Milliarde Euro an Hilfsgeldern aus Brüssel. Im Gegenzug hindert Tunis Migranten daran, europäische Gewässer zu erreichen.

Das Abkommen gilt als problematisch, weil es dadurch im Land regelmäßig zu Gewalt gegen Migranten und Menschenrechtsverletzungen komme, wie The Guardian berichtet.

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Ereignis #4: Hamas-Führer in Gaza getötet

Am 16. Oktober wurde Yahya Sinwar in Rafah, im Süden des Gazastreifen getötet. Aufnahmen einer israelischen Drohne zeigen Sinwar in einem verlassenen Gebäude, kurz vor seinem Tod.

Sinwar wurde 1962 in einem Flüchtlingslager in Khan Yunis im Gazastreifen geboren. Seit den 1980er-Jahren beteiligte er sich am gewaltsamen Widerstandskampf, zur Hamas stieß er kurz nach deren Gründung 1987, schreibt die FAZ in einem Porträt des Hamas-Chefs.

Wegen der Ermordung von vier angeblichen Kollaborateuren in Israel saß Sinwar 22 Jahre im Gefängnis. Als im August Ismail Haniyeh bei einem Attentat in Teheran ums Leben kam, stieg er zum ranghöchsten Hamas-Repräsentant im Gazastreifen auf.

Sinwar gilt als Architekt des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober 2023. Wie es nach seinem Tod mit der Hamas weitergehen kann, analysiert die International Crisis Group in einem Podcast (ab Minute 17:15).

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Ereignis #5: Chaos auf Haiti

Am 21. Oktober stellte Haiti einen formellen Antrag auf eine Blauhelmtruppe. Diese sollen die nationale Polizei bei der Bekämpfung krimineller Banden unterstützen, die das Land in einen Ausnahmezustand gestürzt haben.

Seit vier Jahren ist die haitianische Hauptstadt Port-au-Prince Schauplatz eines anhaltenden Bandenkriegs. Die Regierung Haitis und die Sicherheitskräfte verlieren zusehends die Kontrolle, laut UN dominieren die Paramilitärs bereits 80 Prozent der Hauptstadt.

2022 bewilligte der UN-Sicherheitsrat die Entsendung internationaler Sicherheitskräfte nach Haiti. Die Mission steht allerdings nicht unter UN-Führung. Bis auf Kenia war kein Land bereit, nennenswerte Kontingente zu schicken.

Wie der Standard berichtet, können die 400 kenianischen Polizisten gegen die rund 15.000 Gang-Mitglieder wenig ausrichten und würden sich daher auf den Schutz des Flughafens und zentraler Straßen konzentrieren. Die Regierung hofft nun, durch eine von der UN geführten Mission die Lage unter Kontrolle zu bekommen.

Hier geht es zu „5 Sichten auf die Welt #012”: Was war? Was ist? Was wird?
Themen: Russland überarbeitet seine Nukleardoktrin, neue Flüchtlingsroute im südlichen Mittelmeer, USA befürchten Eskalation in Nahost und liefern neue Raketenabwehr für Israel.

Quelle©Stefan Krasowski, CC BY 2.0