Für den Heeressportler Lemawork Ketema gibt es momentan nur ein großes Ziel: die Olympischen Sommerspiele in Tokio. Der gebürtige Äthiopier ist Marathonläufer und misst sich regelmäßig mit der Weltspitze. Wobei es coronabedingt in letzter Zeit kaum Wettkampf gab, wie er uns im Interview erzählt.
Herr Ketema, 2:10:44 ist Ihre momentane Bestzeit über die Marathondistanz. Das bedeutet, dass Sie für einen Kilometer ein bisschen mehr als drei Minuten brauchen. Für viele Hobbyläufer eine unvorstellbare Zeit. Inwiefern würden Sie diese Zeit gerne noch verbessern?
Gesund und fit zu sein hat für mich oberste Priorität. Ist die Vorbereitung gut, dann ist alles möglich. Im Marathonsport geht es nicht nur darum, schnell zu laufen, es gehört sehr viel mehr dazu. Müsste ich eine konkrete Wunschzeit äußern, würde ich 2:07 oder 2:08 sagen.
Sie sind 34 Jahre alt. In manchen Sportarten würden Sie damit schon fast zum alten Eisen gehören. Wie ist das im Marathonsport?
Ich denke, dass das ein gutes Alter ist. Viele Läufer und Läuferinnen, die zur Weltspitze gehören, sind schon um die 40. Wie ich zuvor schon gesagt habe, kommt es aber vor allem auf die Gesundheit und die Vorbereitung an. Wenn diese Faktoren passen, macht das Alter keinen großen Unterschied.
Wie sieht Ihre Vorbereitung auf die Olympischen Spiele aus?
Das Laufen selbst ist natürlich der wichtigste Bestandteil des Trainingsplans. Darüber hinaus geht es aber auch darum, Muskeln aufzubauen und an der Technik zu arbeiten. Da die schnellsten Läufer des Landes über ganz Österreich verstreut sind, trainiere ich die meiste Zeit alleine. Bei den regelmäßig stattfindenden Trainingslagern treffen wir uns hin und wieder.
Wie viele Kilometer legen Sie pro Woche zurück?
Wenn ich mich auf einen Wettkampf vorbereite, laufe ich in der Woche 200 bis 240 Kilometer. Pro Tag sind das ungefähr 30 bis 35 Kilometer, die ich auf Vormittag und Nachmittag aufteile. Manchmal laufe ich auch die volle Marathondistanz.
Gab es durch die Corona-Pandemie starke Einschränkungen?
Es war für alle Sportler und Sportlerinnen eine schwierige Zeit. Wenn man nicht wirklich planen kann, ist es auch schwer, Trainingspläne zu erstellen. Außerdem sinkt die Motivation, weil man der Frage nicht entkommt, wofür man sich eigentlich vorbereitet, weshalb man Trainingslager besucht und seinen Körper dieser Belastung aussetzt.
Inwieweit profitieren Sie beim Training vom Bundesheer?
Ich bin sehr froh beim Bundesheer zu sein. Vor allem in dieser schwierigen Zeit. Dadurch bin ich nicht nur finanziell abgesichert, sondern konnte auch weiterhin trainieren.
Sind die Spiele in Tokio Ihre ersten Olympischen Spiele?
Ich bin in Tokio zum ersten Mal dabei. Bei den Olympischen Spielen 2015 in Rio de Janeiro habe ich die Qualifikationszeit ganz knapp nicht erreicht. Es ist zwar schwierig, vorab schon etwas über Platzierungschancen zu sagen, aber möchte ich auf jeden Fall eine gute Leistung bringen.